Thursday 24 January 2008

London - die vierte Dimension


'Die toten Vögel' im Tate Museum of Modern Art


Globe Theater


London bei Nacht


'Der Riss' im Tate



das war das Richtige für mich (auch im Tate)


Kunst im Camden Town Market



die Route



nochmal das Globe


Camden Town Market



Camden bei Nacht



mehr Kunst in Camden


die Schleuse (in Camden)


ein müder Christof (ich hab ihm aber gesagt, er soll so schauen, hehe)





das Schiff nahe London Bridge, auf dem sogar ich mal zur See fahren würde




London Skyline


der gepiercte Fisch - man beachte auch den jungen Mann rechts unten im Bild...


Vor genau einer Woche bin ich am Belfast International Airport (mal wieder viel zu früh morgens) in den Flieger gestiegen und nach London Luton geflogen, dem kleinsten Londonder Flughafen. Als ich morgens aufgestanden bin, war ich zugegebenermaßen reichlich unmotiviert, in die hektische Großstadt zu fliegen. Wer mich kennt, wenn ich müde bin, weiß, da ist mit mir wirklich nicht gut Kirschen essen. Und dann wurde mir in Belfast am AP auch noch das Handgepäck durchsucht, weil das Gerät wie wild anfing zu piepsen, als meine Tasche da durchlief. Die nette Security-Dame hat mich dann meine Tasche komplett ausleeren und alles schön ausgebreitet auf einen Tisch legen lassen. Tampons und Kondome durfte ich allerdings in der Tasche lassen - muss ja nicht jeder sehen, hat sie gesagt. Na dankeschön. Das hätte mich nun auch nicht mehr gestört! Nach dem Ausleeren hat sie meine Tasche mit irgendeiner Art Stofftuch ausgewischt und das in ein hochtechnisches Gerät getan. Alles sauber, hat sie hinterher gesagt. Wie beruhigend. Aber mein Handy und meine Kamera mussten nochmal durch den Scanner - nur zur Sicherheit, versteht sich.

Nach dieser morgendlichen Tortur verlief der Flug reibungslos und im Nu waren wir schon wieder am Boden. In Luton am AP hab ich dann ein super Schnäppchen geschlagen und für schlappe 13 Pfund ein Hin-und Rückfahrticket für den Bus zur London Victoria Station bekommen. Der fährt ca. 80 min. Gegen halb zwei mittags war ich dann an der Victoria Station und obwohl ich mich da eigentlich auskenne, habe ich doch 20 min gebraucht, um mich zurechtzufinden. Sooo riesig hatte ich das ganze gar nicht in Erinnerung.

Nachdem ich meinen Rucksack dem netten Herren an der Gepäckaufbewahrung überlassen hatte (nicht, ohne ihm hoch und heilig zu versprechen, den Rucksack nicht erst auf den letzten Drücker wieder abzuholen), machte ich mich tapfer auf den Weg zur nächsten Information, denn Christof - mein Gastgeber - konnte mich nicht abholen. Also musste ich allein meinen Weg mit der U-Bahn zur London Bridge finden. Gott sei Dank hat mir das der lächelnde Informationsmann gut erklärt. War auch wirklich ganz leicht, erst mit der Circle/District Line nach Westminster und dann mit der Jubilee Line nach London Bridge. Allerdings musste ich feststellen, dass die Underground (also die U-Bahn) wirklich extrem im Underground liegt. 4 Rolltreppen muss man fahren, um von oben zu den Gleisen zu gelangen. Irgendwie war das am Anfang unheimlich. Und noch etwas ist mir aufgefallen, das ich in Deutschland noch nie gesehen habe. An einigen Haltestellen gibt es Glaswände vor den Gleisen, damit sich niemand vor die Züge werfen kann. Gute Idee. Und im Pendlerverkehr ist es auch hilfreich, denn bei dem Geschubse und den vielen Menschen, könnte leicht mal einer auf die Gleise geraten. Schlau die Londonder was?!

An der London Bridge Station hab ich Christof angerufen und erfahren, dass ich mich noch ca. 1 Stunde selbst beschäftigen musste, bis er Pause am College hatte. In dieser Stunde bin ich ein bißchen durch die Gegend gewandert, hab mir die Southwark Cathedral von außen angesehen, bin über den Borough Market geschlendert und an der Themse entlang Richtung Tower Bridge gewandelt. Und während ich das gemacht habe, ist mir aufgefallen, dass mir London bei meinem letzten Besuch doch sehr ans Herz gewachsen ist, obwohl sie meiner Meinung nach die durchgeknalltesten Leute anzieht.

Als Christof Pause hatte, konnten wir uns gerade ein paar Minuten unterhalten, er konnte mir einen Reiseführer und einen Stadtplan in die Hand drücken und dann musste er sich schon wieder auf den Weg zum College machen. Dorthin habe ich ihn dann begleitet, um anschließend den Weg dorthin wieder zu finden. Bis 10 Uhr abends musste ich mich selbst beschäftigen, bis Christof endlich von seinen musikalischen Studien entlassen wurde. Jaja, immer diese Musiker, tun alle so lässig und dabei sind das die größten Workaholics ;-) Inzwischen war es ca. 4 Uhr nachmittags. Die nächsten 6 Stunden habe ich mit U-Bahn fahren und einem klitzekleinen Bißchen Sightseeing verbracht (Westminster Abbey), mich an einem All-you-can-eat Buffet sattgefuttert und an der Victoria Coach Station mit ein paar kleinen Kindern geflirtet. Und den ganzen Tag über bestimmt 1,20 Pfund für's Pinkeln ausgegeben, einmal auf die Brille setzen kostet 20 Pence. Und ich bin doch ein Vielpinkler, hehe.

Um 10 erschien ich dann brav wieder am College for Contemporary Music, um Christof abzuholen. Von ihm und sämtlichen anderen Musikern wurde ich für umsonst mit in einen Pub/Club hineingeschleust, wo Christof mir auch noch das Guinness gezahlt hat. Na, das nenn ich doch mal gentlemanlike! Die Musikerleute waren alle sehr nett und - besonders die Mädels - ziemlich durchgeknallt aber auf eine nette Art und Weise. Und obwohl ich eigentlich zum Umfallen müde war, mich wie ausgekotzt gefühlt hab, hab ich trotzdem bis spät in die Nacht ohne Pause getanzt. Ich hab das erst am nächsten Tag bereut, als der Muskelkater kam. Ein bißchen nicht so schön fand ich an dem Abend die vielen Ratten, die uns beim Warten auf den Nachtbus begegnet sind. Normalerweise hab ich vor diesen Tierchen keine Angst und ich finde sie auch nicht eklig, aber ich möchte auch nicht, dass sie in aller Ruhe einen Meter von mir entfernt im Mülleimer wühlen. Schauder schauder!

Am nächsten Tag musste Christof bis um halb sechs ins College, also musste ich mich wieder allein beschäftigen. Aber das war kein Problem, bin ja schon groß. So gegen viertel nach eins habe ich es denn auch geschafft mal aus dem Bett zu krabbeln (Christof hat mir doch tatsächlich sein Bett überlassen und sich selbst auf die Matratze im Wohnzimmer umquartiert, das ist mal ein Service was?), allerdings nicht ohne zu fluchen. Wie gesagt, der Muskelkaterschock. Anschließend hab ich mir ein einfaches aber sättigendes Frühstück einverleibt, mit der Dusche diskutiert, dass ich doch bitte gern warmes Wasser hätte und grundsätzlich den Blick in den Spiegel vermieden. Gegen vier bin ich denn mal so langsam aus dem Haus und mit Bus und U-Bahn Richtung Piccadilly Circus gefahren. Der Bus hat allerdings aufgrund des einsetzenden Feierabendverkehrs so lange gebraucht, dass ich es gerade geschafft habe an der Piccadilly Circus Station auszusteigen, als Christof mir gesmst hat, dass er Schluss habe. Also schnell einen Blick auf den Piccadilly Circus geworfen und hupf in die U-Bahn nach London Bridge und watschel zum College. Dort fiel nach einigem Hin und Her die Entscheidung auf einen gemütlichen Abend mit ein paar Leuten bei Rohan dem Gitarrenspieler.

Vorher haben Christof und ich uns aber noch in einer Pizzeria an der Themse die nötige Essensgrundlage für den Abend geschaffen. Ich habe zwar nicht das bekommen, was ich bestellt hatte, aber geschmeckt hat es trotzdem. Bin da ja recht flexibel. Nach dem Festmahl ging's mit der U-Bahn zu Rohan. Der Glückspilz wohnt in einem zeimlich guten Londoner Stadtviertel alleine in einer 2-Zimmer-Wohnung und muss dafür nix bezahlen! Gemein! Naja, Vitamin B natürlich. Aber gerechterweise muss er da im Juli wieder ausziehen. Er hat jedenfalls das spannendste Klo, das ich bisher gesehen habe, denn die Wände sind mit lauter Landkarten tapeziert. Da kann man sich beim Pinkeln schonmal in die Staaten der USA oder in der afrikanischen Steppe verlieren. Und es wundert niemanden, wenn's auf dem Klo mal wieder länger dauert.

Der Abend verlief insgesamt ruhig und gemütlich mit ein paar Bier, tiefsinnigen politischen Gesprächen und dem Versuch mir das Poker spielen näherzubringen. Das ist allerdings gescheitert, außerdem hätte ich sowieso nach kurzer Zeit mein ganzes Geld verspielt (also die Pencestücke, die als 'Geld' benutzt wurden). Gegen vier (viel später als geplant) haben wir uns dann mit dem Nachtbus auf den langen Heimweg gemacht. Die Ratten waren natürlich auch wieder am Start.

Samstag war der einzige richtige Sightseeing-Tag, was jetzt aber nicht heißen soll, dass ich das Gefühl habe zu wenig Wichtiges gesehen zu haben. In vier Tagen in so einer rieseigen Stadt schafft man einfach nicht so viel und ich wollte auch nicht von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten hetzen. Sowas liegt mir nicht. Also Samstag Sightseeing. Zuerst zum Camden Town Market, den ich bei meinem letzten Besuch in London schon extrem ins Herz geschlossen habe und auf dem ich mich tagelang aufhalten könnte. Gott sei Dank war ich zu geizig zum großartig Geld ausgeben, sonst wäre jetzt ein tiefes Loch in meinem Geldbeutel. Dort kann amn wirklich alles kaufen, was sich als 'hip' oder 'in' bezeichnen lässt. Und die Shop-Besitzer versuchen einem sofort allerhand Zeug anzudrehen. Ich kann es nur jedem empfehlen, der nach London fährt, Camden Town ist ein Muss.

Nach dieser Augen- und Gaumenfreude haben wir uns kulturell noch ein bißchen fortgebildet, im Tate Museum of Modern Art. Das war einfach nur beeindruckend! Zuerst der Riss im Boden und dann noch mehrere Ausstellungen von verschiedenen Künstlern. Ich wusste gar nicht, wo ich zuerst hingucken sollte. Und das alles, ohne Eintritt zu bezahlen. Ich habe nur die Bilder genauer betrachtet, die mir ins Auge gesprungen sind, sonst hätte ich eine ganze Woche dort zubringen können. Schließlich hat das Tate sieben Etagen!

Den Abend haben wir mit essen und Film schauen verbracht, mit 2 von Christofs Mitbewohnern. Hinterher gab's noch ein paar Folgen Southpark und dann waren wir ganz vernünftig und sind rechtzeitig in die Heia, ich musste am nächsten Tag um eins im Flieger sitzen, ergo um zwanzig vor zehn den Bus von der Victoria Station zum Flughafen nehmen. Und in London braucht man eine Weile, um von A nach B zu kommen.

Alles in allem habe ich meine vier Tage in London sehr genossen und ich werde in meinem Leben sicher noch ein paar Mal in diese Metropole zurückkehren. Ich mag einfach dieses besondere Flair der Stadt, extrem hektisch, extrem voll, extrem groß, Menschen jeglicher Herkunft und Hautfarbe, ein überdimensionaler Schmelztiegel mit der nötigen Portion britischer Geschichte und Tradition. In den ersten Tagen allerdings die totale Reizüberflutung. Wenn man's nicht gewohnt ist, sagt das Gehirn irgendwann mal "Error!", weil es die vielen Eindrücke gar nicht verarbeiten kann, ergo abends fällt man wie ein Stein ins Bett unsd ist innerhalb von einer Minute eingeschlafen. Als ich wieder in Belfast ankam, hatte ich den umgekehrten Schock "Wo sind all die Menschen? Wo sind die Autos? Wo ist die Hektik? Und wo sind die roten Busse?" Nach London kam mir Belfast doch eher wie ein Dorf vor und hätte man mich gefragt, ich wäre sofort in den nächsten Flieger zurück nach London gestiegen ... zurück ins Abenteuer!


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