Monday 29 October 2007

Belfast Castle oder auch: "We call them Krauts!"


der Ballsaal



(v.l.n.r.) José, Roser und Marta


Schmierfinken! hehehe...


das Castle


Nachtrag.


Also, letzten Sonntag war ich mit José, Marta und Roser, 3 spanischen Assistenten, beim Belfast Castle. Auf dem Weg dahin haben wir uns im Bus darüber unterhalten, wie man denn in den verschiedenen Ländern die anderen so nennt. Die Franzosen z.B. nennt man in GB 'Frösche', die Italiener in Spanien 'Maccaroni', wir sagen 'Spaghettifresser' (nicht besonders höflich aber naja) usw. Ich hab dann José gefragt, was die Spanier zu den Deutschen sagen, doch bevor er etwas sagen konnte, kam unerwartet ein „We call them Krauts!“ von hinten. Ich war zugegebenermaßen schockiert! Den Begriff 'Krauts' verbinde ich normalerweise mit Filmen über den 1. und 2. Weltkrieg und die Nazi-Zeit und für meine Begriffe ist er außerordentlich herablassend. Aber ich habe mir nichts anmerken lassen, schließlich will man ja nicht sofort unhöflich sein. Wir drehten uns verwundert um.

Die 'Dame', die mit diesem 'netten' Kommentar um sich geworfen hatte, war etwa Mitte 40, sah aus, als wär sie Alkoholikerin und manchmal auch auf Drogen. Die Haare waren dünn und irgendwie lilabraun gefärbt. Die Gesichtsfarbe würde ich als typisch-alkoholiker-bluthochdruck-knallrot beschreiben und die Haut sah aus wie Leder mit vielen Falten darin. Ich war Gott sei Dank zu weit weg, aber ich vermute mal, sie roch auch nicht besonders. Insgesamt eher ein 'Ekelpaket'. (Sowas nenn ich abgewrackt aber egal.) „Pfui Spinne!“ würde der Pumuckl da sagen. Und sie sah auch nicht so aus, als hätte sie von irgendetwas auf dieser Welt wirklich eine Ahnung.

Roser fragte dann interessiert „Was bedeutet 'Kraut'?“ und bevor ich's ihr erklären konnte, kam wieder von hinten „Kraut wie Sauerkraut! So vom Kohl!“ Da wurde ich doch langsam etwas ungehalten. (Tief atmen Syke. Nicht aufregen. Du bist hier Gast in diesem Land. Grummel grummel...) Roser meinte zu der Frau, das sei aber nicht besonders nett, jemanden Sauerkraut zu nennen. Die Frau: „Ich habe nichts gegen die Deutschen! Die bauen gute Autos!“ - „Und brauen besseres Bier als hier!“ konnte ich mir dann nicht verkneifen. Die Frau wurde still.

Wir haben uns dann einfach weiter unterhalten und die 'nette Dame' ignoriert. Ich hab dann nochmal gefragt, was die Spanier zu den Deutschen sagen – in der Hoffnung dass Madame die Fresse halten würde. José meinte, übersetzt heißt es soviel wie 'logisch Denkende' (auf Spanisch klingt das natürlich viel aufregender). „Jaja, die Deutschen sind besonders logisch! Und effizient! Kühl eher! Kalkuliert!“ kam dann von hinten. Grrrrrr...

Gott sei Dank ist sie an der nächsten Haltestelle ausgestiegen. Weiß nicht, ob ich nicht doch noch was passendes zu ihr gesagt hätte...

Boah, sowas regt mich echt auf! Völlig egal, ob das stimmt, was die Frau gesagt hat oder nicht, aber man mischt sich nicht einfach in die Gespräche anderer Leute! Unsensibel sowas! Mag ich gar nicht! Außerdem bin ich nicht kühl und kalkuliert und immer effizient! Und schon gar kein 'Kraut'! Alles Vorurteile! Aber als Deutsche hat man es in GB manchmal doch etwas schwer. Im Club wurde ich auch schonmal von einem Typen gefragt, worauf die Deutschen denn stolzer seien, auf Hitler oder Einstein. Dazu fiel mir dann echt nichts mehr ein! Irgendwie sind viele Briten seit dem 2. Weltkrieg in der Zeit stehengeblieben. Ziemlich traurig! Soviel also zum deutsch-britischen Kulturaustausch.

(José hat gesagt, ich soll meinen Freunden unbedingt von dem Bus-Zwischenfall erzählen, denn er fand die Frau außerordentlich bescheuert und penetrant. Da war ich doch erleichtert, dass alle anderen das genau so sahen wie ich.)

Motto des Tages: Einfach mal die Fresse halten!

Monday 22 October 2007

"Don't bullshit me!"

Nee, wat ne Aufregung Samstagnacht! Hui hui hui. Ich werde morgens um 4 davon geweckt, wie jemand wie wild an unsere Haustuer klopft und ruft und ziemlich verzweifelt klingt (nur nebenbei, wir haben keine Klingel). Kurz darauf hoere ich Roser (meine spanische Mitbewohnerin) die Treppe hinuntergehen, dann wieder klopfen und rufen, diesmal an die Tuer von Sinead (gesprochen 'Scheneed', irische Mitbewohnerin). Da realisiere ich dann erst, dass das kein Traum ist, und entschliesse mich aufzustehen und mal nachzuschauen, was denn da los ist.

Es stellte sich heraus, dass der Rufer/Klopfer Sineads Cousin Michael war, der voellig ausser sich und in Sorge um sie war. Denn Sinead war einfach mit ein paar Typen aus dem Pub verschwunden (in ziemlich betrunkenem Zustand), hatte ihn dann heulend angerufen, aber ihr Handy ging aus, also grosse Panik, keiner wusste, wo sie war, was passiert war usw. Deswegen wollte Michael sehen, ob sie heil zu Hause angekommen war, aber nein. Gott sei Dank kam sie dann ein paar Minuten spaeter, immer noch heulend, zu Hause an, "Wankers! Wankers! Them fucking wankers!" vor sich hin schluchzend. Alle waren froh, dass ihr nichts passiert war, aber Michael war natuerlich stinksauer, denn er hatte sogar bei der Polizei angerufen (das macht man hier aber sofort, wenn Maedels mal verlorengehen, sehr gentlemanlike).

Ich bin dann wieder ins Bett. Das war mir zuviel Aufregung um die Uhrzeit. Bin denn auch relativ schnell wieder eingeschlafen, aber anscheinend hat Sinead Michael und ihren Freundinnen noch Stunden spaeter lauthals von den "fucking wankers" berichtet. Dann ist Roser runter ins Wohnzimmer und hat resulut um Ruhe gebeten. Sinead dann erst entschuldigend "But I'm drunk..." und als Roser sagte, das sei ihr egal, hat Sinead das nur mit einem "Don't bullshit me!" abgetan. (In nuechternem Zustand wuerde Sinead sowas nie sagen, sie ist ausgesprochen hoeflich.) Roser war natuerlich sauer! Michael konnte sie dann zumindest soweit besaenftigen, dass sie ohne grosse Diskussion wieder ins Bett ist. "Sinead meint das nicht so. Tut mir leid! Sie ist betrunken."

Sinead hat sich natuerlich am naechsten Tag bei Roser entschuldigt und bei mir fuer's Aufwecken, weil sie so ein Chaos veranstaltet hat. Roser ist allerdings immer noch sauer, denn das war schon das 2. Mal, dass sie im Suff beschimpft wurde. Und jetzt redet sie dauernd darueber auszuziehen. Ich hab dann nur zu ihr gemeint, so Situationen findet man in jedem Haus und ich wuerde an ihrer Stelle nicht so viel Wind darum machen und schliesslich sind wir 8 Leute! Mir wurden auch schon 'Nettigkeiten' an den Kopf geworfen! Aber wenn sich die Leute entschuldigen, dann schimpft man sie aus, guckt einen Tag boese und denn ist gut! Aber Roser ist eher so der wochenlang-auf-etwas-Herumhacker. Waer mir viel zu anstrengend! Also der Haussegen haengt zu 1/8 schief. Man darf gespannt sein, was da noch so kommt, hehehe...

Friday 19 October 2007

Belfast Murals Falls Road


Syki mit Marta aus Spanien



Also ich fand das alles schon ziemlich beeindruckend! Und das sind nur einige der unendlich vielen Murals, die ueber die ganze Stadt verteilt sind. Politik und Geschichte, wo man hinschaut...

Nordirland - ich habe die ersten 7 Wochen ueberlebt


Botanic Gardens
Da geh ich immer mit den Pflanzen flirten, hehe :-)


ich glaub mit dieser bin ich entfernt verwandt...


also ich finde das sieht aus wie ein kleiner Hobbitgarten


mein Haus


der Scheich auf dem Loewen - meine Lieblingsstatue


Blick auf die Einkaufsmeile


Writers' Square


street art


the big fish


hier wurde die Titanic gebaut


the Speaker


Ausblick aus meinem Zimmerfenster - schoen oda?!


Queen's University

So, für alle, die's verpasst haben, keine Rundmails gekriegt haben oder die es einfach nochmal hören möchten, versuch ich mal kurz meine ersten 7 Wochen in Nordirland zusammenzufassen.
Als ich am 31.8. in den Flieger gestiegen bin, war mein Gesundheitszustand, naja sagen wir, nicht ganz so supi. Von einigen Freunden wurde mir vorher gesagt, ich sähe doch ziemlich abgewrackt aus oder ich hätte doch schonmal besser ausgesehen (das war dann die 'höfliche Variante'). Ersteres lassen wir mal dahingestellt, aber sie hatten sicherlich recht mit dem „besser ausgesehen“. Wie dem auch sei, trotz der Sorge meiner Eltern und mit viel „Syke, pass auf dich auf“ im Gepäck hatte ich mich also aufgemacht, den Nordiren das Fürchten zu lehren... ach nein, das Deutsche zu lehren, aber eigentlich ist das ja auch dasselbe (hehehe). Vor dem Abflug hatte ich mich schön mit leck-mich-am-Arsch-Tropfen aufregungsfrei gemacht, neben mir hätte ne Bombe hochgehen können und ich hätte wahrscheinlich nicht mal zusammengezuckt. Dementsprechend verlief dann auch der Flug, ohne Probleme. Und als ich beim Anflug auf Belfast die vielen grünen Hügel rund um die Stadt gesehen hab, hab ich mich gleich ganz doll gefreut und dann kam noch das Meer und alle Zweifel waren Geschichte!

Vom Flughafen hat mich meine Mentorin mit dem Auto abgeholt, eine kleine nette nordirische Lehrerin, bei der ich auch die ersten 4 Tage gewohnt habe. Sie hat eine ganz bezaubernde Familie, einen netten Mann und 2 total putzige Kinder, 8 und 11 Jahre alt. Mit denen hatte ich besonders viel Spaß. Und ich wurde wieder daran zurückerinnert, wie es ist, wenn man noch Kind ist und man keine Verantwortung für sich selbst tragen muss. Für 4 Tage war ich dann quasi das 3. Kind der Familie.

Und dann kam Belfast! Ja also, ich mag diese Stadt, aber manchmal komm ich mir doch irgendwie vor wie im Zoo. Tagsüber ist alles ganz normal, die Berufstätigen arbeiten, die Studenten studieren und die Obdachlosen sitzen neben dem Geldautomaten und trinken, nichts Besonderes. Aber sobald die Dunkelheit einsetzt, verwandelt sich das so idyllische Treiben in eine saufende, raufende Masse aus nordirischen Eierwerfstudenten, stöckelnden Makeup-Torten (Uschis!) und grölenden Pub-Jockeln (für die Süddeutschen 'Typen'). Da sollte man als Nicht-Insulaner folgende Regel beachten: nicht beeindrucken lassen! Denn letztenendes sind das auch alles nur Menschen und selbst wenn sie mal gefährlich tun, sie meinen's nicht so (als Frau hat man's ja soweiso leichter, besonders wenn man so klein ist wie ich und so viele Aufpasser-Mitbewohner hat). Und wenn die Grölrabauken dann wieder nüchtern sind und in der Bank am Arbeitsplatz sitzen, mögen sie sich nur ungern daran erinnern, was sie denn im Suff so alles veranstaltet haben.

An eine Sache hab ich mich allerdings immer noch nicht gewöhnt, hier muss man so früh mit dem Trinken anfangen! Zu Hause bin ich nicht vor 12 h in den Club und um halb 2 ging die Party erst richtig los, aber hier hört die Party um halb 2 schon auf! Allerspätestens um 3 h geht in allen Clubs das Licht an und man wird mehr oder weniger autoritär von den Securities hinausmanövriert. Nee nee, ich sach nur, das geht so nicht! Da müssen die Nordiren aber noch einiges lernen! Ich hab meinen Mitbewohnern schon gesagt, sie müssen mich besuchen und dann bis morgens um 4 h durchhalten. Na, ma gucken, ob die das schaffen, bin da nicht so sicher... (hehehe), aber ich werde sie gut trainieren :-)

Meine Bleibe hier teile ich mir mit 7 anderen Leuten, 1 Spanischassistentin, die mit mir an derselben Schule arbeitet, 2 Studenten und der Rest gehört zur arbeitenden Bevölkerung. Eine buntgemischte Truppe, in der es natürlich auch mal Streit gibt, aber bisher war alles im Rahmen und hinterher wurde sich brav wieder vertragen, wie in einer richtigen Familie, hehehe! Sauberkeitstechnisch sollte man allerdings etwas abgehärtet sein, denn wir sind nur 3 Mädels und gegen die 5-fache Verschmutzungskraft der Jungs kommen wir nicht wirklich an. Wat soll's, bin da ja nicht so empfindlich. Außerdem hab ich mein schönes großes sauberes Zimmer zum Wohlfühlen, also kein Problem.

Arbeitstechnisch läuft eigentlich auch alles recht gut. Ich bin an 3 Schulen in 3 verschiedenen Städten. Montags, mittwochs, freitags in Banbridge, dienstags vormittags in Lurgan und nachmittags in Portadown (donnerstags hab ich frei). Also viel Fahrerei mit Bus und Bahn, aber das stört mich nicht wirklich. Ich trauere nur manchmal um die verlorene Schlafenszeit, besonders wenn ich dann von meinen Schülern höre, wann sie so aufstehen müssen. Ach ja... seufz! Apropos Schüler, da ich Deutsch unterrichte und das ein nicht sehr beliebtes Fach ist, hab ich nicht so viele Schüler, höchstens 3 auf einmal. Sehr luxuriös! Und die sind auch alle recht brav und freuen sich über all die tollen Sachen, die ich mit ihnen mache. (Naja, sie haben ja auch keine andere Wahl.) Allerdings hab ich zumindest in Portadown schon meinen Ruf als ein bißchen verdrehte, fluchende Assistentin bei den Schülern weg. Ich weiß nicht warum, ich kann mir das mit dem Fluchen einfach nicht verkneifen, wenn etwas partout nicht so funktioniert, wie ich es haben will. Ich sag dann einfach immer, in Deutschland ist fluchen nicht so schlimm, das macht jeder. Und dann grinsen meine Kiddies und sagen „aha“. Bin nicht sicher, ob sie mir das glauben... mh, Wurscht! Normal sein hat mir noch nie gelegen! Und ich hab meinen Schülern schon einen ganz wichtigen norddeutschen Ausdruck beigebracht, da haben sie sich kringelig gelacht, nämlich „Schnick Schnack!“ fanden sie total abgefahren, weil es so lustig klingt. Na, da kann man doch mit einfachen Sachen den kleinen große Freude machen! :-)
Das war doch ein schönes Schlusswort für heute.

Also viel Spaß beim Lesen und fleißig Kommentare schreiben!

Thursday 18 October 2007

cool

der anfang ist gemacht! von nun an gibts hier hoffentlich ganz oft viel neues zu lesen und zu sehen. ich sach ma huuuiiiiiii!!!!

:-)