Saturday 18 October 2008

alles anders

Hallo meine Lieben!
Mittlerweile bin ich wieder in Bamberg gelandet und habe hier wieder meine alte Wohnung bezogen. Aber es fällt mir sehr schwer, mich wieder an das Bamberger Leben zu gewöhnen. Denn in der Zwischenzeit hat sich hier vieles verändert, nur ich scheine mich nicht mit verändert zu haben. Es gibt vieles, das ich gerne rückgängig machen würde, aber leider geht das nicht. Natürlich sind immer noch viele Menschen hier, die ich sehr ins Herz geschlossen habe. Aber ich habe nicht das Gefühl, als würde ich hier noch dazugehören. Alle haben in dem Jahr, in dem ich weg war, ihr Leben gelebt. Und ich hatte gehofft, einige von ihnen hätten damit darauf gewartet, bis ich wieder da bin. Ist natürlich relativ naiv. Aber jetzt ist der 'Schock' umso größer. Ich muss mich erts daran gewöhnen, dass bestimmet Männer jetzt eine Freundin haben und dass einige von meinen Freundinnen nun fest liiert sind, ergo weniger Zeit für mich haben.
Ich denke, ich bin in der Zeit stehengeblieben und muss mich nun damit abfinden, dass alle anderen einen großen Schritt vorwärts gegangen sind. Schwere Kost!

Tuesday 20 May 2008

Inspiring

Ich bin wohl und tatsächlich schwer beeindruckt! Ja, so ist das. Falls ich es noch nicht erwähnt habe, einer meiner Mitbewohner - Joe - studiert Kunst und ist dazu noch ziemlich durchgeknallt und hat einen Hang zu Tod und Knochen und allem, was damit zu tun hat. Heute hatte seine Klasse eine Abschlussausstellung der Arbeiten, die in den letzten 2 Jahren von den Studenten angefertigt wurden. Und ich muss sagen "Respekt!" Und natürlich waren Joes Arbeiten die beeindruckendsten! (Schließlich muss man zu seinen Freunden halten!) So plem plem und dabei hochgradig kreativ ist sonst keiner. Dieser Mensch ist wirklich ein Unikat, in jeder Hinsicht. Sein Meisterstück war ein überdimensional großes Knochenwesen mit der Wirbelsäule und den Rippen eines Schafes und den Beinen und 'Armen' eines Rindes. Der Schädel war auch vom Schaf. Dann war dieses Wesen noch demtentsprechend beleuchtet und hatte Flügel aus einem Drahtgeflecht mit Blei überzogen. (Vielleicht krieg ich von dem Ding noch ein Foto ... hoffentlich!) Wie eine Marionette hing es an einem Kreuz, mit dem man Arme und Beine bewegen konnte. Die Interpretation dazu muss ich mir noch ein bißchen von Joe erklären lassen. Das Ding war halb hinter einem roten Vorhang versteckt, wenn man den zur Seite schob, konnte man einen Blick auf das ganze Gebilde werfen. Also standen sämtliche Menschen vor diesem Vorhang und kamen nach dem Zurückschieben mit schockierten oder erstaunten Gesichtern wieder hervor, besonders die älteren Damen.
Sollte Joe einmal berühmt und für seine Skulpturen verehrt werden, kann ich immerhin sagen, dass ich fast 10 Monate lang mit ihm unter einem Dach gelebt habe. Ich bin richtig stolz auf ihn, in einem freundschaftlichen keineswegs bevormundenden Sinne. ... Also wie gesagt, ich bin beeindruckt und muss alles Gesehene erstmal verarbeiten.

Saturday 10 May 2008

Langsam wird es traurig :-(

Mein letzter Monat in NI ist nun angebrochen und je näher das Ende rückt, desto bedrückender wird die Stimmung. Einen großen Abschied hab ich schon hinter mir, von meinen Schülerinnen und meinem Chef Wayne in Lurgan. Die drei haben mir zum Andenken an meine Zeit dort ein paar kleine Geschenke gemacht. Das tollste von allen war eine "Shaun the Sheep" DVD. Ich liebe Shaun und bin heilfroh, dass es das wenigstens auch in Deutschland gibt. Aber der Abschied von der Schule und den 2 Mädels ist mir doch nicht ganz leicht gefallen, denn obwohl ich mir manchmal wegen der beiden die Haare gerauft habe, hat mir der Unterricht trotzdem Spaß gemacht.
In Portadown gab es auch schon einen halben Abschied, denn unterrichten muss ich da zwar auch nicht mehr, aber evtl. muss ich an den Prüfungstagen hin und Nervenberuhigung betreiben. Aber alle haben sich schon bei mir für "meine tolle Arbeit und große Hilfe" bedankt. Da war ich sehr gerührt! Die Rabauken wachsen einem doch irgendwie ans Herz.
In Banbridge dauert es noch eine Weile, bis der letzte Tag heranrückt. Gott sei Dank! Ich hab noch überhaupt keine Lust mit der Arbeit dort aufzuhören! Gestern hab ich den ganzen Tag in der Schule damit zugebracht, meinen aufgeregten Abiturienten mit ihren Präsentationen zu helfen, sprich alles nochmal korrektur zu lesen oder einen schönen Schlussteil zu entwerfen. Das war zwar super anstrengend, weil alle halbe Stunde jemand anderes kam und was wollte, aber ich hab mich mal so richtig gebraucht gefühlt. Und das ist wichtig! Ich arbeite mir lieber den A.... ab und fühl mich wichtig, als nur Eier zu schaukeln.
Der schlimmste Abschied wird aber der von meinen Freunden und Mitbewohnern (besonders einem) hier und von dem riesen Haus! Bevor ich schließlich ins Flugzeug steige, muss da noch eine richtig digge Party her! Ein richtig typisches irisches Gelage mit Schnapsleichen, kotzenden Mädels, grölenden Jungs und allem Drum und Dran ... naja, kotzen muss nicht unbedingt jemand, aber der Rest gehört einfach irgendwie dazu!

Saturday 3 May 2008

"Jetzt sind sie alle verrückt geworden!"

Dieser Satz passt im Moment wirklich in fast jeder Situation. In der Schule laufen die Vorbereitungen auf die A-Levels - also das Abitur - auf Hochtouren. Allerdings erfahren die Schüler erst am selben Tag, dass sie nun nicht mehr zur Schule kommen müssen, nur noch zu den Prüfungen. Diese Geheimnistuerei hat einen bestimmten Grund: den Blödsinn den die Abiturienten sonst an ihrem letzten Tag veranstalten würden. Hier ist es irgendwie so Brauch, dass man möglichst alles tut, um die Lehrer bis auf's Blut zu ärgern. Da werden Eingänge zubetoniert, die Toiletten unter Schaum gesetzt oder Stinkbomben im Lehrerzimmer gelegt. Weil das überhand nahm, hat man sich vor ein paar Jahren zur Geheimhaltung entschlossen. Das ging jedoch nach hinten los, denn nun machen die Schüler halt jeden Tag irgendeinen anderen Quatsch, unerbittlich bis zum letzten Tag. Diese Woche hatten wir schon Stinkbomben, Schaum in den Spülkästen auf dem Mädchenklo, Genitalien an den Tafeln, eine schwarze Plastikplane über dem Glasdach der Pausenhalle und - der Klassiker - für nichts und wieder nichts den Feueralarm auslösen. Der Direktor und die Lehrer sind pausenlos im Einsatz, um die Verdächtigen ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Aber Verbrechen lohnt sich nicht, denn an der Schule gibt es etwa ein Dutzend Hausmeister und Reinigungspersonal (caretaker) , die den ganzen Tag in der Schule herumwuseln. Und denen entgeht nichts! Die kennen die meisten Schüler sogar mit Vor- und Nachname! Die letzte Feueralarmaufklärung hat nur 5 Minuten gedauert, dann wurden die Täter dingfest gemacht. Rekordzeit, hat der Direktor gesagt.
Einmal im Jahr muss man in NI nicht nur Lehrer und Erzieher sein sondern auch noch Detektiv. Ganz schön anstrengend!

Auch meine Mitbewohner sind ein bißchen außer Rand und Band, besonders einer, Joe der Kunststudent. Vor einer Woche war Joe mit einem Kumpel in den Mourne Mountains wandern, um Schafsknochen zu finden! Er hat auch welche gefunden und sie mit heimgebracht. Er wollte daraus irgendwelche Skulpturen basteln (macht er öfter mit 'tierischem Material'). Dann ist er ein paar Tage später nochmal gefahren und ein komplettes Schafsskelett hier angeschleppt! An dem waren natürlich noch Reste vom Fleisch dran. Und es hat gestunken wie die Sau! Er hat das dann in einen riesigen Bottich getan mit Wasser, Kloreiniger, Spülmittel und noch irgendwas. Die ganze untere Etage war ohne Nasenklemme nicht betretbar.
Aber der Knaller war ja noch, dass er das Ding im Bus mit nach Belfast gebracht hat. Die Leute haben sich auf der Fahrt bestimmt alle übergeben und waren ganz grün im Gesicht! Also manchmal denk ich echt, ich wohn im Irrenhaus! Aber da ich's mittlerweile gewohnt bin, erschreckt mich das alles nicht mehr, ich kann nur noch drüber lachen und den Kopf schütteln.

Die frühlingshafte Luft scheint auch dem Rest der Inselbewohner nicht so gut zu bekommen. Die werden alle grad ein bißchen übermütig. Man hört dauernd irgendwelche Sirenen, sieht noch mehr Betrunkene auf den Straßen, noch mehr Traningshosenasis und noch mehr pubertäre Neopunk-Gören in der Stadt herumlungern. Alle bekloppt! Paul, mein Mitbewohner sagt, das liegt daran, dass im Moment so oft die Sonne scheint, damit kommen die Leute hier nicht klar, sind sie nicht gewohnt. Ich glaub auch!

Monday 14 April 2008

Mir kann man es auch wirklich nicht recht machen...

Oh mann! Ich weiß gar nicht mehr, was ich noch denken soll. Meine Stimmung schwankt täglich von Vorfreude auf Zuhause, Heimweh und der Melancholie des baldigen Abschied Nehmens.
Als ich nach Ostern wieder nach NI gekommen bin, wär ich am liebsten sofort ins Flugzeug und wieder zurückgeflogen. Das hat sich mittlerweile wieder gelegt. Aber gestern Mittag bin ich aufgewacht und dachte ich wär in DE in meinem Bett und hab mich dann gefragt, was ich eigentlich hier mache und wo ich bin. Es hat schon 5 Min gedauert, bis ich's wieder wusste. Abends dann, als ich zu Bett gegangen bin, hat mich die große Melancholie gepackt und ich wurde traurig, dass ich bald gehen muss und v.a. bestimmte Menschen dann nicht mehr um mich hab. Also mir kann man es wirklich nicht recht machen. Hierbleiben ist doof, bald nach Hause ist doof und die Arbeit macht morgens Spaß und nachmittags kotzt sie mich wieder an. Da steig ich mittlerweile selbst nicht mehr durch. Typisch Frau, muss ich mir da von meinem Mitbewohner sagen lassen. Aber irgendwie hat er wohl ein bißchen recht... typisch Syke, müsste es wahrscheinlich eher heißen...

Noch mehr Besuch

Ja, vor kurzem durfte ich meinen 3. Besuch hier auf der Insel empfangen. 2 Mädels auf einmal, na wenn das nix ist! Petra und Claudi kamen da angeflogen. Erstmal ging es natürlich nach Dublin, bzw. da haben wir uns getroffen, denn ich kam auch aus DE angeflogen. Unser Zimmer in der Jugendherberge haben wir u.a. mit 4 etwas merkwürdigen, schlecht Englisch sprechenden Italienern verbracht, 1 Mädel und 3 Typen. Der eine von denen fand mich anscheind toll, jedenfalls hat sein Kumpel das zu mir gesagt und er selbst ist rot angelaufen. Aber leider wollte ich mich nicht mit dem eher indisch/pakistanisch aussehenden Italiener verkuppeln lassen. Schade auch! Die Mädels haben sich über die Sache natürlich köstlich amüsiert.
Ansonsten bestand unsere Zeit in Dublin aus Sightseeing, uns aus der Temple Bar rausschmeißen lassen ("Common girls, stop talking and finish your drinks!" Sowas von unhöflich! Schließlich verdienen die Geld an uns, aber nicht nochmal!), ein bißchen shopping und - in meinem Fall - Claudi und Petra mehrmals täglich bei der schweren Essensentscheidung zu helfen.
Nach 2 Tagen Dublin sind wir mit dem Bus nach Belfast aufgebrochen. Zwischendurch hatte ich eine kleine Diskussion mit dem Busfahrer, weil ich in Newry mal für kleine Mädchen wollte und er meinte, er wartet nicht auf mich, wenn ich den Bus verpasse, hab ich Pech. Blödmann! Aber Gott sei Dank mussten noch 2 weitere Damen und dann hatte er ein Einsehen. Unglaublich sowas!
In Belfast gab es natürlich die übliche Stadtführung von mir mit allen wichtigen Sehenswürdigkeiten. Allerdings haben wir es nicht geschafft, auf den Glocken zu hüpfen, dabei macht das doch so viel Spaß! Schade schade! Aber dafür waren wir in Carrickfergus und haben das putzige Castle betrachtet, haben abends Auntie Annie's gestürmt, ordentlich das Tanzbein geschwungen und am nächsten Tag eine sehr lehrreiche Tour zur Peace Wall und zu den Murals gemacht, inklusive Nachbereitung. Einen Teil der Tour hatte ich vorher schonmal gesehen, aber ich war trotzdem aufs Neue beeindruckt!
Vielleicht noch eine kleine Geschichte zum Abend im Autie Annie's. Ich musste mal für kleine Mädchen, stand hinterher vorm Spiegel und hab mir die Hände gewaschen, da kommt ein Mädel hereingestürmt, reißt die Tür auf und schafft es leider nicht bis zum Klo, sondern verteilt das vorher zu sich Genommene schön über den Fußboden. Nice! Anschließend noch ein 2. Mal, diesmal ins Klo, Gott sei Dank. Hinterher guckt sie mich an und sagt: "I just can't do shots!" Tja Mädel, warum trinkst du sie dann?! Und es geht noch weiter. Nach ihr kommt ein etwas beleibteres Mädel auf ziemlich hohen Absätzen mit hoher Geschwindigkeit ins Klo, rutscht im Erbrochenen aus und liegt dann der Länge nach in der Kotze. Ich wusste überhaupt nicht, was ich dazu sagen sollte. Ich dachte, sowas passiert nur im Film. Natürlich hat mir die Gefallene zutiefst leid getan! Ich denke mal, für sie war der Abend gelaufen. Ein anderes Mädel, das die ganze Sache mitbeobachtet hat, meinte nur: "People always think something like this doesn't happen but it DOES!" Daraus hab ich dann mal geschlossen, dass solche Dinge durchaus regelmäßig vorkommen. Na, supi. Ich sag nur "drink responsibility". Die spinnen die Nordiren! Gut, dass ich nie mit hohen Absätzen ausgehe, sonst könnte mir sowas womöglich auch passieren, mit dem Ausrutschen mein ich. Pfui Spinne!
Während ihres Besuchs haben mir Petra und Claudi gesagt, ich sei wirklich extrem pingelig, v.a. mit meiner Essensauswahl. Deshalb haben sie mir auch den Spitznamen "Prinzessin auf der Erbse" verpasst. Na, wenn ich das gewusst hätte, hätte ich die beiden nicht eingeladen ;-) Aber die beiden haben auch ihr Fett wegbekommen. Claudi wurde von Petra als "Fashiongirl" betitelt, weil sie alles über sämtliche Prominente wusste und aus dem Topshop in Belfast nicht mehr rauszukriegen war. Petra haben Claudi und ich "Spinatwachtel" getauft. Warum, weiß ich nicht so genau, aber ich finde es passend ;-) Wir drei sind halt das Dreamteam! Hehe!

Fotos gibts vlt späta ma, kann grad nicht. Muss erstma sichten.

Tuesday 18 March 2008

Erkenntnisse

1. Aufgrund der ständig fortschreitenden Emanzipation gehen selbst die Hunde in NI eigenständig spazieren. Sie sind höflich, nicken einem im Gehen freundlich zu und schauen vorbildhaft nach rechts und links, bevor sie die Straße überqueren. Allerdings protestieren sie deutlich sichtbar für öffentliche Grünflächen.
Leider gibt es immer noch einige, die sich der Bewegung nicht angeschlossen haben. Sie lassen sich wider besseres Wissens von Herrchen oder Frauchen begleiten, im schlimmsten Fall sogar an der Leine. Meist leiden sie daher an Übergewicht und mangelnder Lebensfreude.

2. Die nordirische Frau an sich protestiert insbesondere am Wochenende gegen die Erwärmung der Erde. Markenzeichen der Demonstrantinnen sind ein äußerst knapp bemessener Minirock bei extrem fülliger Figur, High Heels und ein den meist fülligen Busen betonendes Dekolleté, wahlweise kommen noch eine clownsähnliche Bemalung und/oder eine Zirkuspferdfrisur hinzu.
Das Verhalten dieser Damen lässt nicht zu wünschen übrig. Im Sinne der Ausbeutung der Welt saugen sie den Pubs sämtliche Ressourcen aus, um sie anschließend nur halb verwertet und ohne Rücksicht auf Mitmenschen, Tiere und Anwohner wieder von sich zu geben. Damit soll offensichtlich auf die Verschwendung der Rohstoffe in der Welt hingewiesen werden.

Saturday 15 March 2008

Oha!

Also ich halte mich zwar selbst für ein Sensibelchen, aber es gibt doch Menschen, die noch dünnhäutiger sind als ich. Mein französischer Mitassistent in 2 meiner 3 Schulen hat mir letztens erzählt, dass er im Lehrerzimmer in Ohnmacht gefallen ist. Bei Mädels kann ich das ja noch eher verstehen, dass die mal aus den Latschen kippen, aber Jungs sollten das eigentlich nicht. Er meinte, er wäre zwar krank gewesen, aber der Hauptgrund sei, dass er schon seit Wochen extremstes Heimweh habe und ihn das hier alles ein bißchen fertig mache. Da tat er mir doch ein bißchen leid. Denn er wohnt nicht in einer großen Stadt, so wie ich, sondern in Lurgan, einem relativ kleinen Ort, wo wirklich nicht gerade der Bär steppt. Und er wohnt auch nicht in einer WG sondern in einem riesen Gebäudekomplex mit vielen Mietern, wo alles etwas anonymer abläuft. Da hab ich doch lieber meine Chaoten um mich rum.
Vor ein paar Wochen hat mir mein Mentor erzählt, Loic (der Franzose) hatte seinen Pulli mit der Rückseite nach vorne an. Also hat er zu ihm gesagt "Loic, du hast deinen Pulli falsch rum an" und Loic, wohl ziemlich in Gedanken, sagte darauf "ja, heute ist ein schöner Tag". Und so geht das öfter. Der arme Junge ist in Gedanken wohl immer in Frankreich in der Sonne.
Das alles bestärkt mich aber darin, dass ich keine Heulsuse bin, wenn ich auch mal ein bißchen rumjammere und denke, dass ich grad lieber in Deutschland wär. Es gibt eben so Momente, in denen man sich in seine gewohnte Umgebung zurückwünscht. Aber ich glaube, weil ich das in Bamberg schon alles durchgemacht hab, als ich von zu Hause weg bin, weiß ich eher damit umzugehen. Loic z.B. wohnt in Frankreich noch bei seiner Mutter und war noch nie für längere Zeit von zu Hause weg. Und ich glaube auch, dass Männer da insgesamt etwas wehleidiger sind als Frauen - sorry, wenn sich da jetzt jemand auf den Schlips getreten fühlt.
Ich hab im Moment relativ viel Zeit zum Nachdenken und da kommt dann zwischendurch öfter mal eine neue Selbsterkenntnis.

Wednesday 27 February 2008

Der erste Besuch

Dublin

Christ Church Cathedral

Blick auf den River Liffey



Eingang Trinity College

auf dem Campus



Guinness, mmmhhh!



unser eigenes Fass ;-)

Dublin Blick auf O'Connell Street

Glockenhüpfen in Belfast ... macht Spaß!


Belfast Blick von der Waterfront Hall

Dublin Isaac's Hostel ... ja, wo duscht man denn hier?


Belfast Disney Shop





Glockenhüpfen ... hergestellt in Deutschland!


Vorletzte Woche Mittwoch konnte ich endlich meinen ersten Besuch aus Deutschland hier in Belfast empfangen! Die Hanna war's, die da angeflogen kam. Da hab ich mich natürlich ganz dolle gefreut! Die Voraussetzungen für Besuch waren zwar etwas ungünstig, ich war erkältet und auch sonst nicht die fitteste, aber für seine Freunde kann man sich ja auch mal n bißchen zusammenreißen.
Die ersten paar Tage sind wir in Belfast geblieben und haben so allerhand getrieben, Sightseeing, Shopping, Party gemacht mit meinen Jungs, viel geschnackt und ein bißchen noch so Mädchenkram. Ich war doch ganz froh, mal wieder ein zweites weibliches Wesen mit im Haus zu haben, denn obwohl meine Jungs hier alle total nett sind, fehlt mir manchmal die weibliche Unterstützung und v.a. die weibliche Kommunikationsfreude! Männer reden einfach nicht so viel wie Frauen, Tatsache!
Hanna war von einigen Dingen hier recht, na sagen wir, beeindruckt, z.B. davon, dass die irischen Mädels alle im Miniröckchen und mit kurzen Ärmeln herumlaufen, sobald auch nur ein einziger Sonnenstrahl durch die Wolkendecke schaut, und überhaupt davon, dass die Mädels hier grundsätzlich extremst leicht bekleidet sind, wenn sie abends weggehen. Und mindestens die Hälfte von ihnen kann auf ihren Stöckelschühchen überhaupt nicht laufen. Das sieht immer sehr ulkig aus, v.a. wenn sie besoffen sind. Da wird sich auch schon mal im Röckchen auf die Straße gesetzt, wenn man nicht mehr kann, und die Jungs freuen sich dann, weil sie einen ausgiebigen Blick zwischen meist kurze und kräftige aber doch nackte Beine werfen können. Mir fällt das alles schon gar nicht mehr auf. Ich seh das jeden Tag.
Hanna hat mir außerdem zugestimmt, dass es total bescheuert ist, dass in den Clubs um 2 Uhr die Lichter angehen und alle Leute in kürzester Zeit von den Securities hinausmanövriert werden, auch wenn sie noch total in Tanzstimmung sind. In Deutschland ist das Gott sei Dank nicht die Regel. Das würde ja auch viel weniger Spaß machen!
Am Samstag ging es dann abends mit dem Bus nach Dublin. In dem war es so gemütlich, dass Hanna und ich gar nicht aussteigen wollten, als wir am Ziel waren. Und weil wir beide manchmal mehr Glück als Verstand haben, lag das Hostel, das wir gebucht hatten und das dazu noch das billigste war, nur 2 Min zu Fuß vom Busbahnhof entfernt. Juhu! Die Freude wurde aber in der Nacht dadurch getrübt, dass es 1. extrem nach Chlor stank und das Hostel 2. nicht gerade in Dublins ruhigstem Viertel liegt. Das mit dem Chlor war wirklich eklig. Aus irgendeinem Grund war das Fenster von unserem 8-Bett-Zimmer in der Nacht nicht offen und ich bin morgens um 4 Uhr aufgewacht, weil ich kaum Luft bekam und mir die Augen brannten, als wäre ich im Schwimmbad 10 Stunden mit offenen Augen getaucht. Schüttel schüttel! Aber wir haben es überlebt.
Am ersten Abend in Dublin sind wir, wie es sich für Touristen gehört, ins Temple Bar Viertel gegangen und haben uns das ein oder andere Guinness reingezogen. Natürlich waren wir auch in der Temple Bar selbst und wurden prompt von einem halbirischen Amerikaner angequatscht - Brian hieß er. Brian hat sich auch ca. eine Viertelstunde ganz nett mit uns unterhalten, dann hat er erst mich und anschließend Hanna gefragt, ob wir einen Freund haben, und als wir beide die Frage mit 'ja' beantworteten, musste er leider auch ziemlich schnell weiter. Hahaha! Offensichtlicher ging's ja wohl gar nicht! Aber er hatte uns vorher erzählt, dass sein Kumpel schon mit irgend nem Mädel abgezogen ist, da stand er natürlich unter Zugzwang. Und die Nächte in Dublin sind kurz, da muss man sich ranhalten, da kann man sich nicht lange mit unnötigen Schwätzchen aufhalten!
Brian folgte ein Spanier, der alleine unterwegs war, nur schlecht Englisch sprach und auch sonst irgendwie unheimlich war. Den Namen hab ich mir nicht gemerkt, nur dass er Psychologie studiert hat. Da mussten Hanna und ich denn leider auch ganz schnell weg "sorry, wir sind müde, haben morgen viel vor" und zack in den nächsten Pub, hehehe! Ja, ist vielleicht nicht die feine Art, aber schließlich sind wir nicht Mutter Theresa. Der Rest des Abends verlief friedlich.
Am nächsten Tag folgte das obligatorische Sightseeing, nachdem Hanna mir unter wildem Protest den Stadtplan entrissen und mir verboten hatte, ihn je wieder in die Hand zu nehmen. Nur weil ich halt ein bißchen länger gebraucht hab und mich erstmal orientieren musste. Manchmal sind wir fast ein bißchen wie ein altes Ehepaar, hihi. Jedenfalls hatten wir einen sehr schönen Tag in Dublin mit viel Sonnenschein (ja, das gibt es auch!). In der folgenden Nacht war dann auch das Fenster vom Hostelzimmer auf und ich hatte keinen weiteren Erstickungsanfall.
Am Montagmorgen haben sich unsere Wege wieder getrennt. Hanna machte sich auf zum Flughafen und ich mich wieder auf den Weg zurück nach Belfast in meine Chaos-WG.

Tuesday 26 February 2008

Traurige Nachrichten

So, ich hänge mit dem Bloggen mal wieder tierisch hinterher, weil ich einfach zuviel um die Ohren habe. Und dieses Mal gibt es auch leider nichts Positives zu berichten :-(
Die 1. traurige Nachricht kam vorletzte Woche Freitag. Der 23-jährige Cousin von einem meiner Mitbewohner ist vor einem Club hier in Belfast erschlagen worden. Er hat nichts gemacht, war nur zur falschen Zeit am falschen Ort. Ein Fausthieb auf den Hinterkopf, Schlagader geplatzt und man konnte ihm nicht mehr helfen. Der 19-jährige Täter kriegt dafür jetzt 5 Jahre wegen Totschlags. Lächerlich! Da waren wir im Haus natürlich alle sehr betroffen und haben versucht, meinen Mitbewohner ein wenig zu trösten. Aber natürlich ist da nichts besonders tröstlich! Schrecklich, was alles so passieren kann!

Die 2. traurige Nachricht ist Gott sei Dank weit weniger dramatisch. Mein Lieblingsmitbewohner Dave (neben Shane natürlich), der direkt das Zimmer neben mir hatte, ist ausgezogen. Er macht die nächsten Monate so eine Art Kurzausbildung und bekommt dafür nur Arbeitslosengeld. Deswegen ist er zu seinen Eltern gezogen, um Geld zu sparen. Und im April geht er für 6 Wochen nach Kanada, ist Teil der Ausbildung! Gemein! Ich will auch! Aber wenn er Glück hat, kriegt er vielleicht mal einen Job da drüben und dann kann ich ihn besuchen. Sehr praktisch. Da drück ich ihm natürlich die Daumen!
Allerdings war er mein bester Freund im Haus und es ist schrecklich still und langweilig ohne ihn. Er war der netteste, größte, musikalischste und schlankeste von allen. Ihn konnte ich immer um Rat fragen, egal zu welchem Thema. Und er ist der beste Gitarrenspieler auf der Insel! Er kommt zwar ab und zu am Wochenende vorbei zum weggehen, aber daran, dass er sonst nicht mehr da ist, muss ich mich erst gewöhnen :-(

Und die 3. traurige Nachricht hat mich wirklich erstaunt. Mein Mitbewohner Paul war abends im Club, selbst nicht betrunken, dann ist irgend so ein besoffener Hansel auf ihn draufgefallen. Dabei hat er sich den Fuß verdreht und angebrochen, wie sich hinterher rausgestellt hat. Paul war mit 2 Cousinen seiner Freundin unterwegs. Nach seinem Sturz hat er die beiden mit schmerzverzerrtem Gesicht um Hilfe gebeten und die haben ihn nur ausgelacht, weil sie dachten, er wär besoffen! Das muss man sich mal vorstellen! Er hat sich dann ein Taxi nach Hause genommen, ist hier die Treppe hochgekrabbelt und dann ist er Gott sei Dank Dave begegnet und der hat den Krankenwagen gerufen und versucht, Paul ein bißchen zu beruhigen. Die Sanitäter kamen und haben Paul über Nacht im Krankenhaus behalten. Nu muss er 6 Wochen mit Gips rumlaufen. Den 2 Mädels hat er natürlich erstmal den Kopf abgerissen.
Als ich die Geschichte gehört hab, konnte ich wirklich nur mit dem Kopf schütteln. Also man sieht doch, ob es jemandem schlecht geht oder ob er nur besoffen ist! Unglaublich!